Vom 4.11 bis zum 5.11 sind wir, damit meine ich Felix (Mitbewohner), seinen Bruder Simon und Jana (beide aus dem Großraum Tel Aviv), in den Süden Israels in den Negev gefahren. Der Negev ist eine riesige Felswüste, die fast die gesamte südliche Hälfte Israels einnimmt. Genauer gesagt sind wir nach Mitzpe Ramon gefahren, eine kleine Stadt, in der so ungefähr gar nichts abgeht. Doch angrenzend an der Stadt befindet sich eine riesige Schlucht von vielen, vielen Kilometern Durchmesser. Eine sehr beeindruckende Aussicht und das Felsmassiv ist eine der krassesten Landschaften, die ich jemals gesehen habe.
Am Abend um ca 22 Uhr angekommen, mussten wir uns erstmal finden, da wir nicht zusammen angereist sind. Die Kommunikation verlief ungefähr so: "Siehst du diese zwei Funktürme mit den roten Lichtern? Ja, da laufen wir jetzt gerade drauf zu! ... Wieso drei?! Moment, der Mond ist bei uns auf 10 Uhr und bei euch?" Harte Geburt, aber letztendlich haben wir uns auch irgendwann getroffen. Nun musste man einen geeigneten Zeltplatz finden, der 1. nicht zu nah an der Stadt ist, 2. einigermaßen ebenen Untergrund hat (das ist in einer Felswüste eher die Ausnahme als die Regel) und 3. wo man wenigstens ein bisschen windgeschützt ist.
Zum Glück haben sich zwei von drei Punkten ergeben und zudem hatten wir einen ÜBERRAGENDEN Ausblick auf den Krater! 5 Meter von einem bestimmt 40 Meter tiefen Abgrund entfernt schlugen wir unser Zelt auf sandigem Untergrund auf.
Am nächsten Morgen dann die Aussicht: Boa. Was wir nachts nur erahnen konnten, hat sich nun als tausend mal imposanter herausgestellt.
3 Meter weiter haben wir unser Zelt aufgeschlagen! |
Wir beschlossen uns schnell abreisebereit zu machen, um den Weg den
Krater hinunter in die Wüste zu beginnen. Auf dem Weg sind wir dann noch
auf eine Herde Steinböcke getroffen, die krassen skill hatten,
wenn es
heißt auf fast 90° schrägen Felswänden zu laufen.
Bei uns hat das nicht so gut und vor allem schnell geklappt; wir mussten nämlich einen Hügel hinunter. In der Luftlinie wahrscheinlich nur mehrere hundert Meter, brauchten wir fast eine Stunde lang. Unten angekommen gab es dafür aber schöne Aussichten.Wir wollten dann zu einer bisschen links von uns liegenden Straße laufen und der Weg war lang und steinig (höhö, Wortwitz). Ich glaube, das hat uns auch nochmal zwei Stunden gekostet. Dort angekommen haben sich unsere Wege dann wieder getrennt, nachdem uns jemand per Tramp oben nach Mitzpe Ramon gefahren hat.
Ein Konzert mit den residents
Ramallah - die Hauptstadt der Palästinensergebiete
Berühmt berüchtigt wie sich herausstellen sollte. Schon unser Vorhaben, dort hin zu fahren, wurde sehr eigenartig beäugt; gerade in Zeiten, in denen es massive Terroranschläge seitens der Palästinenser auf israelische Bürger gibt. "Good luck."
Naiv wie Felix und ich waren, sind wir zur Central Bus Station (CBS) in Jerusalem gefahren und wollten uns nach möglichen Verbindungen in die Nähe informieren.
Ich ging also zur tourist information und habe gefragt, wie man am besten dorthin komme. Und die folgenden Reaktionen hätten wir uns nun wirklich nicht ausmalen können. "Du bist in Israel, das weißt du oder? Ich bin Israelin, warum verdammt sollte ich dir sagen wie man dorthin kommt? Geh zu den fucking palästinensichen Autoritäten und frag diese!" Nicht schlecht staunend bin ich wieder zu Felix und habe ihm berichtet, was gerade passiert ist. Zusammen sind wir also zu einem anderen Schalter und haben das Gleiche nochmal gefragt. Die Antwort: "Ramallah? Fragt bei der Information!" "Aber da waren wir gerade." Und plötzlich fängt der Typ an zu singen und zu pfeifen und ignoriert uns. Felix ging daraufhin nochmal zu einem anderen Schalter und bekam auch nur eine Geste mit auf den Weg: die Frau strich mit ihrem Finger über ihren Hals, als wenn man jemandem die Kehle durchschneidet. Krass. In unserem bisherigen Aufenthalt in Israel haben wir soetwas noch nie erlebt. Geschockt verließen wir die CBS, jedoch hat diese Erfahrung uns nicht von unserem Ziel abgebracht. Wir liefen also nach Ostjerusalem, dem arabischen Teil der Stadt, und nahmen von dort aus einen Bus nach Ramallah. 8 Shekel, also umgerechnet etwa 1,60€. Preise, die in Deutschland unvorstellbar wären.
Am Checkpoint angekommen, waren wir erstmal erstaunt über die Größe von diesem. Bethlehems Checkpoint 300 ist nichts dagegen. Wir passierten ihn ohne Kontrolle, da wir ja aus Israel kamen und fuhren ein wenig auf der Hauptstraße in die Stadt hinein. Jedoch stiegen wir zu früh aus und wir waren noch in den Vororten Ramallahs. Da schon um 5 Uhr die Sonne untergeht, wollte ich nicht im Dunkeln in einer mir unbekannten Stadt herumlaufen, bei der wir auch noch solche Rückmeldungen erhalten haben. Wir gingen also gemächlich wieder Richtung Checkpoint. Jedoch nahmen wir auch hier einiges mit.
Hauptstraße Richtung Checkpoint |
Wieder am Checkpoint angelangt erkannten wir sofort, dass dieser Ort schon einiges miterlebt haben muss. Schwarze Häufchen auf der Straße zeigen die Reste von Autoreifen, Graffities auf der separationwall und ein pechschwarzer Wachturm. Ich will mir nicht ausmalen, was was er für eine Lichtquelle abgegeben haben muss. :D
Lange Autoschlagen stauten sich vor dem Checkpoint. Hunderte Meter lang. Einheimische sehen hier ihre Möglichkeit und stellen Stände auf, um ein paar Shekel zu verdienen. Wir haben uns dort auch einen Tee gekauft, der sehr, sehr lecker war: Zitronentee mit frischer Minze. Auch haben wir uns noch ein wenig mit den Leuten unterhalten, die uns besonders nett empfangen haben. Deswegen auch eine von uns freiwillige Preissteigerung von 100% :)
Doch nun wurde es Zeit, wieder über die Grenze zu gehen. In Bethlehem
sind wir es gewohnt, dass dort keine Schlange auf dem Weg zurück nach
Israel ist und nur vereinzelt Leute rüber wollen. Hier war es ganz
anders. Wie Tiere in einem Käfig mussten wir durch schulterbreite Gänge
gehen und 40 Minuten vor einem Drehtor warten, wobei nur 12 Leute vor
uns waren. Kaum auszumalen, wenn man bedenkt, dass in den frühen
Morgenstunden hunderte Menschen hier passieren wollen, weil diese in
Israel eine Arbeitserlaubnis haben. Keine Seltenheit also, dort um halb 5
morgens zu stehen, damit man rechtzeitig zur Arbeit kommt. Sehr zynisch
war auch, dass der Notausgang mit einem dicken Schloss verriegelt war.
Auf dem Heimweg haben wir die Erlebnisse des Tages erst einmal sacken lassen, haben es aber keineswegs bereut, dort gewesen zu sein. Man kann nunmal nicht nur die schönen Seiten sehen, besonders wenn es nur ein paar Kilometer weit entfernt ist und hinter der Mauer Menschen leben... So etwas gehört dazu, denke ich. Aber wir werden wiederkommen!
Der Zoobesuch mit den residents
Hier gibt es eigentlich nicht viel zu schreiben, deshalb seht einfach selbst! :)